Aufgegeben


Kennen Sie die Hyperion-Gesänge von Dan Simmons?

Wenn nicht, dann lesen Sie es. 

Lesen Sie es auch, wenn Sie kein Freund der Science-Fiction sind. 

Lesen Sie es vor allem, wenn Sie an der Schriftstellerei allgemein interessiert sind.

Denn ein nicht unbedeutender Teil des Buches widmet sich tatsächlich genau diesem Thema.

Dem Schreiben.

Der Sucht nach dem Scheiben und der Schaffenskraft des Schreibens an sich.

 

Und aus diesem Teil ist mir etwas sehr eindringlich im Gedächtnis geblieben. 

Ich kann es nicht mehr wortgenau zitieren und bin momentan auch viel zu faul, dieses herauszusuchen.

Aber die Kernaussagen ist folgendermaßen:

„Bücher und Geschichten werden nie beendet. Sie werden nur irgendwann einfach aufgegeben.“

 

Ich habe das beim ersten und zweiten Mal Lesen zugegebenermaßen nicht verstanden. 

Aber heute, nach dem „beenden“ meines ersten Buches durchaus.

 

Aber erst einmal „Moin“ und „Willkommen zurück.“ Schön, dass sie wieder da sind.

 

Wenn Sie schon einmal eine Geschichte geschrieben, dann kennen Sie das vielleicht. 

Sie überarbeiten ihre Geschichte ein Dutzend Mal, korrigieren, passen an, lektorieren, lassen diese dann von anderen querlesen und machen das ganz dann wieder von vorn.

 

Und jedes Mal finden Sie wieder Dinge, die Sie ändern wollen. 

Sätze, die Sie umstellen möchten, einfach, damit Sie besser klingen. 

Hier und dort werden Kleinigkeiten im Plot geändert oder angepasst.

Ganze Abschnitte kommen hinzu oder werden erbarmungslos gestrichen.

Und das Ganze geht so lange, bis man sich sagt: „Mensch, das hört sich doch jetzt alles gut an. Klasse. Ich bin fertig. Yeah!"

Und dann lesen Sie es noch einmal und beginnen wieder von vorn.

 

Sie beginnen erneut daran herumzuwerkeln.

Denn das, was ihnen gestern noch gefallen hat, kann heute nicht mehr gut genug sein. 

 

Ihnen sind eventuell neue Ideen gekommen, die nun doch noch unbedingt mit rein müssen. 

 

Manche Passagen, die vorher so wundervoll zu lesen waren, hören sich jetzt mit ihrer inneren Stimme vollkommen schief an.

 

Mir erging es jedenfalls so.

Des Öfteren sogar. 

 

Und es nervte, wie ich schon im letzten Blogeintrag schrieb.

Oh, wie es mich nervte.

 

Hätte ich so weiter gemacht, mein Buch wäre heute noch nicht fertig.

 

Ich musste mich irgendwann aktiv dafür entscheiden, dass das, was ich geschrieben hatte, so wie es nun da stand, ab einem bestimmten Zeitpunkt einfach nicht mehr besser zu machen war.

 

Ich musste mich aktiv dafür entscheiden, nicht weiter der Perfektion nachzujagen. 

 

Ich entschied mich aktiv dafür meine Geschichte aufzugegeben. 

 

Punkt!

 

Und da verstand ich, was in den Hyperion-Gesängen so wundervoll beschrieben wurde.

 

Natürlich hätte ich das nicht tun müssen. Aber irgendwann möchte man ja auch mal den nächsten Schritt gehen, sein Werk der Welt vorstellen und sich neuen Abenteuern widmen.

 

Aber ich bin mir ziemlich sicher, dass, wenn ich mein Buch irgendwann noch einmal lesen werde, das mir wieder einige Dinge auf- und einfallen werden, die man hätte besser machen können.

 

Und das ist vollkommen ok.

Das ist normal. 

Denn wir alle entwickeln uns weiter, bekommen neue Eindrücke von der Welt und sind bei jedem Lesen nicht mehr die Person, die wir beim letzten Mal waren.

 

Außerdem, wozu gibt es Fortsetzungen.

 

Wie halten Sie es mit der Perfektion beim Schreiben? Finden sie ein Ende?

 

Und diesem Sinne,

 

qonwI‘


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