Gott, das will doch keiner lesen!


Ich gebe zu, ich bin ein Mann mit vielen Problemen.

Kaffeesucht ist nur eines davon.

 

Doch eine meiner schlimmsten Eigenschaften ist wohl jene, das ich selbst nicht akzeptieren kann, das ich vielleicht, nur vielleicht etwas Gutes geschaffen habe.

 

Natürlich hoffe ich es.

Aber der ewige Zweifel zerreißt einen geradezu.


Aber erst einmal „Moin" und „Willkommen zurück." Schön, dass Sie wieder da sind.


Eigentlich wollte ich über dieses Thema erst wesentlich später schreiben. Aber da mein Buch nun bei verschiedene Verlagen und Agenturen vorliegt und auch schon einige Absagen eintrudelten, bin ich zu der Überzeugung gelangt, das jetzt der perfekte Zeitpunkt ist.

 

Lassen Sie uns mal über den Selbstzweifel beim verfassen von Geschichten reden.


Ja, der Selbstzweifel.

 

Mein Freund und mein ewiger Feind.

Man kann ihn, denke ich, aus zwei Perspektiven sehen.

 

Nehmen wir mal zuerst die Positive.

 

Der Selbstzweifel an der eigenen Schaffenskraft, am Guten im eigenen Tun lässt einen auf jeden Fall nicht hochnäsig werden, arrogant und blind für die eigenen Fehler.

Wäre er nicht da, würde ja niemand sich die Mühe machen, die eigene Geschichte öfters zu überarbeiten, zu korrigieren und somit auf jeden Fall zu verbessern.

Von daher ist die Fähigkeit, sich selbst und sein Tun nicht als Perfekt zu betrachten, durchaus hilfreich.

 

Doch kommen wir nun zum Negativen.

 

Wie ich schon schrieb, bin ich jemand, der voll ist von Selbstzweifeln. Nicht nur in Bezug auf meine Geschichten, nein, einfach bei allem. Selbst jetzt, während ich diese Zeilen verfasse.

Und diese Zweifel können sehr, sehr, sehr hemmend sein.

Glauben Sie mir.

Was ist, wenn das, was ich schreibe, eigentlich totaler Bullshit ist?

Was ist, wenn ich zwar meinen Spaß daran habe, aber alle anderen nicht? Immerhin möchte man es ja einmal veröffentlichen.

Was ist...

Was ist...

Was ist...

Sie werden es hassen. Sie müssen einfach. Es kann nicht gut sein.

 

Es frisst einen, mich, oft geradezu auf und erzeugt eine depressive Stimmung, die einen bis an den Rand des Aufgebens schleift. Und auch manchmal darüber hinaus.

Und dann kommen sie. 

Die Stimmen derjenigen, die es vielleicht doch einmal gelesen haben.

Die derer, die sich dann tatsächlich erdreisten zu sagen, es wäre gut.

Es hat Spaß gemacht zu lesen.

Es ist toll.

Du kannst etwas wirklich gut.

 

Diese Worte sind wie warmer Sommerregen. Wie eine zarte Hand, die einem über das Gesicht streicht. Wie der Schulterklopfer des Vaters, der vollkommen Stolz auf seinen Jungen ist.

Diese Momente tun so gut.

Sie sind so schnell vorbei.

Sie machen süchtig.

So süchtig, dass man immer mehr will und sich geradezu danach verzehrt.

 

Und dann kommen die zweiten Stimmen.

Die Stimmen von denjenigen, denen es nicht gefallen hat.

Und man weißt sofort, man wurde belogen.

Denn es ist schlecht.

Ich hab es die ganze Zeit gewusst.

Wie konnten sie nur.

Wie konnten sie mir unverhohlen ins Gesicht lügen, die, die sagten, es wäre gut.

Und das von der eigenen Familie.

Den eigenen Freunden.

 

Und das führt dann zu einem ganz anderen Problem. 

Denn so wird man Stück für Stück unfähig, konstruktive Kritik zu erkennen, zu verarbeiten und in sein Werk mit einfließen zu lassen.

Sie merken schon, der Selbstzweifel kann für mich, für uns, ein guter Freund sein. Ein Partner, der einen ermahnt, sauber zu arbeiten, alles mehr als einmal zu kontrollieren oder zum Beispiel aufzupassen, dass die Geschichte ihren logischen Kontext nicht verliert.

Aber er ist auch der, oder besser mein schlimmster Feind.

Der Feuerwehrmann, der mit aller Macht versucht, den Funken der Leidenschaft zu löschen und zu ersticken.

 

Habe ich ein gutes Mittel dagegen gefunden?


Nein. 

Denn wenn, dann würde ich es teuer an Sie verkaufen.


Aber Spaß beiseite.

 

Jede Kritik, die ich erhalte, ist wie ein Festmahl für diesen inneren Dämon.

Das einzige, was mir dann hilft, ist die eigene Erkenntnis.

Denn wissen Sie, ich habe das Glück, dass das Schreiben im Moment nur ein Hobby von mir ist und ich damit nicht meinen Lebensunterhalt bestreiten muss.

Ein Hobby, welches mir vielleicht mehr am Herzen liegt, als es sollte. Zugegeben.

Dennoch, es ist nur ein Hobby.

Wünsche ich mir den Erfolg? Brenne ich dafür, dass die Welt meine Werke liebt und gerne liest?

Absolut.

Würde ich meine Seele dafür Verkaufen um den Erfolg eines Herrn Fitzek oder Markus Heitz zu haben?

Ganz ehrlich, ich müsste stark überlegen und wahrscheinlich spontan fragen, wo ich unterschreiben soll.

Und dennoch.

Es ist nur ein Hobby.

Ich habe Zeit. Ich habe einen Job. Ich habe Familie. Ich bin nicht darauf angewiesen, dass die Welt meine Geschichten liebt.

Denn wichtig ist nur, dass ich sie liebe.

Das es mir spaß macht, sie zu schreiben.

Und das muss ich mir doch immer wieder bewusst machen.

Denn wenn ich es gut fand, dann kann es doch gar nicht so übel sein.

Hoffentlich.

Oder?

 

Und ich möchte hier einmal meine GRÖßTEN Respekt an alle Autor*innen aussprechen, die dies beruflich tun und damit ihr Geld verdienen.

Denn für diese müssen Selbstzweifel noch viel schlimmer sein, als für mich, der nichts zu verlieren hat.

 

Im Endeffekt kann ich nur jedem raten, sich nicht dem Diktat des Selbstzweifels zu unterwerfen.

Glauben Sie an sich.

Sie klischeehaft es klingen mag.

Glauben Sie an ihre Geschichte.

Denken Sie erst einmal nicht daran, was andere davon halten könnten.

Natürlich muss man als Mensch und auch als Autor*in immer kritikfähig sein. Das ist gesund, das ist gut, das ist richtig.

Denn nur so wachsen wir und unsere Werke.

Aber es hilft nicht, sich dem Selbstzweifel, dem Zweifel am eigenen Können zu ergeben.

Suchen Sie sich Testleser, auch gerne Leute, die sie nicht persönlich kennen. Fühlen Sie sich von ihren Kritiken jedoch nicht angegriffen, oder geben Sie auf, sondern lernen Sie daraus.

Und lassen Sie sich nicht entmutigen.

Niemals.


Vielleicht werden Sie, vielleicht werde ich scheitern.

Vielleicht ist, dass was uns gefällt nicht wirklich gut.

Nicht kompatibel mit dem Geschmack der Massen.

Dies dann zu erfahren wird deprimierend, niederschmetternd und einfach scheiße sein.

Auf jeden Fall.

 

Aber das wäre ok.

 

Denn ich/wir wären nicht an mir/uns gescheitert.

Und das, das wäre ja auch schon einmal ein Sieg.

 

Wie gehen Sie mit Ihren Selbstzweifeln bezüglich Ihrer Geschichten und Bücher um? Ich würde es gerne erfahren, um davon zu lernen.

 

In diesem Sinne,

 

qonwI'


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