Der Anfang vom Ende des Weges


Auszug:

 

„Das Haus gehört jetzt dir und dem Jungen.“

„Ich will es nicht.“

„Doch, das willst du, denn wo könntest du sonst hin?“

Sie wandte den Blick von ihm ab und schaute schmollend zu Boden. Er kannte diesen Blick. Kannte ihn schon seitdem er sie damals aufgenommen hatte. 

„Du wusstest, dass dieser Tag kommen wird“, sagte er sanft, wie der Vater, der er nicht war und dennoch sein musste. 

Jedenfalls bis heute. 

Er hatte diese Aufgabe nie gewollt, hatte sich sogar dagegen

gewehrt, als sie vor so langer Zeit an seine Tür klopfte. 

Während er sie betrachtete, füllte sich sein Geist mit Bildern von der Zeit, als sie sich das erste Mal trafen.

Wie zerbrechlich sie gewesen war. Wie ausgemergelt sie ausgesehen hatte, in dem Wenigen, das sie an jenem Tag trug und trotz ihrer Schwangerschaft. 

Nicht mehr, als eine einfache Teenager-Hure, aufgewachsen in den Bordellen des freien Volkes. Und dann vergewaltigt und vertrieben aus der kleinen Siedlung nahe seines Heimes, noch bevor diese Welt an das Netz angeschlossen worden war. 

Bevor das Kantium auch hier Einzug gehalten hatte.

„Ja. Ich weiß“, antwortete sie, hob jedoch nicht ihren Kopf.

„Und was soll ich jetzt tun?“

„Leben“, kam es knapp zurück.

„Und was soll ich den Leuten aus dem Dorf sagen?“

„Dass der alte Eremit fortgegangen ist und dir seinen Besitz vermacht hat. Auf dem Pad in meinem Schlafzimmer ist alles notiert und per DNA- sowie Synapsencode bestätigt.“

„Wer wird mich und den Jungen beschützen?“

„Du. Du und Dara. Ich habe dich als ihre neue Herrin in 

ihrem Cortex vermerkt.“

Sie schnaubte. 

Er wusste, dass sie die KI des Hauses nicht mochte.

„Wer wird mich lieben?“

Darauf fand er keine Antwort. 

Schon lange waren ihre Gefühle zu ihm wesentlich stärker gewesen, als umgekehrt. Doch er hatte nie eine Lösung für dieses Problem finden können.

„Du wirst jemanden haben, der dies tut. Da bin ich sicher. 

Irgendwann.“

Schwer atmete sie ein, hob den Kopf und Flüsse aus salzigem Nass rannen von ihren geröteten dunklen Augen über die blassen Wangen.

„Wirst du dich von dem Jungen noch verabschieden?“

„Das habe ich schon.“

Sie nickte und er wusste nicht, was er noch tun sollte. In all den Jahrhunderten hatte er vieles erlebt und vieles gelernt. 

Doch sich gut zu verabschieden, das war für ihn bis heute ein Mysterium. Ein Mysterium, welches ihm immer wieder Unbehagen bereitete. Der Schrei einer Fischer-Echse erklang von den Klippen vor und unter dem Haus und durchbrach so das monotone Branden des grünen Wassers gegen den massiven Stein. 

Bevor die Stille zwischen ihnen beginnen konnte, sie beide zu erdrücken, umarmte sie ihn mit voller Kraft, voller Hingabe und Leidenschaft. Er tat das gleiche so gut er konnte und hoffte, dass es reichte, während ihr rabenschwarzes Haar ihn an der Nase kitzelte. Dann entzog sie sich ihm und wandte sich ohne ein weiteres Wort ab. 

Seufzend stand er für einen Moment einfach nur da, während sie durch das Gartentor ging und dieses sich quietschend schloss. Die Scharniere hatte er schon vor Wochen ölen wollen, jagte es durch seinen Verstand und das Herz wurde ihm schwer. 

Er hasste es. 

Doch dann atmete er tief ein, drehte sich um und ging. Strammen Schrittes und ohne noch einmal zurückzublicken, durchquerte er ein letztes Mal die Farnfelder, welche im Licht von B24G9 oder besser Belarus, wie ihn die Siedler dieser Welt nannten, fast rot leuchteten...

 

Wie? Was? Schon zu Ende? Nein! Doch bitte lesen sie unten weiter:


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