Wie Anfangen? - Oder: Schreiben bei absoluter Ahnungslosigkeit


Die Idee war geboren, der Funke hatte das Feuer entzündet und nun stand ich da wie der Ochs vorm Tor.

Oder besser - diesmal war der Berg zum Propheten gekommen und der hatte keinen Plan, was er mit ihm anstellen sollte.

 

Was nun?

 

Ich denke, Sie haben schon erkannt, dass ich bei meinem nun ersten Werk sehr chaotisch war.

Und ich bin es heute noch zugegebenermaßen.

 

Dabei ist das Netz doch voll von guten Ratschlägen, wie man es am besten anstellen sollte, wenn man denn ein literarisches Werk erschaffen möchte.

 

Oft habe ich im Nachhinein gelesen:

Bevor Sie ein Buch schreiben, machen Sie Folgendes:

 

  • Erarbeiten Sie ein Konzept und schreiben Sie die Idee ihres Buches, den groben Handlungsverlauf in kurzer Form auf
  • Recherchieren Sie vorab alle Informationen im Detail
  • Entwickeln sie alle Figuren
  • Fertigen Sie für ihre Figuren kleine Exposés an, damit sie nichts vergessen
  • Wählen Sie einen Protagonisten
  • Wählen Sie eine Erzählperspektive
  • Überlegen Sie genau, für wen Sie das Buch schreiben, oder besser finden Sie vorab ihre Zielgruppe
  • Entscheiden Sie, ob es ein Roman zur Veröffentlichung in Papierform oder ein Ebook werden soll
  • Mache Sie sich einen Plan
  • Schreiben Sie so oder so viele Seiten am Tag
  • Und so weiter und so fort

 

PUH!

Hätte ich das mal vorher gelesen.

Oder doch gut, dass ich es nicht tat?

 

Aber erst einmal „Moin“ und „Willkommen zurück.“ Schön, dass Sie wieder da sind.

 

Halten wir einmal kurz fest: Um ein Buch zu schreiben, gibt es heut zu Tage eine Hülle und Fülle an Methoden.

Einige Beispiele finden Sie hier:

 

 

oder hier: 

 


Irgendwo habe ich sogar gelesen, fragen Sie nicht wo, das man eine Geschichte, ein Buch heutzutage nicht mehr schreiben, sondern Designen sollte.

 

Aber nein.

Ich werde einen Teufel tun, mir anzumaßen, über diese zu urteilen.

Das mache ich vielleicht, wenn ich mit 60. meinen 20. Bestseller herausgebe, sitzend auf meinen Millionen in der Karibik.

Wobei sich das Wort "Designen" im Zusammenhang mit dem Schreiben, dem Erleben des Schreibens einer Geschichte unglaublich kalt anfühlt.

 

Aber egal. FOKUS! Und Spaß beiseite.

 

Ja, vielleicht hätte ich mir diese Tipps vorher holen und mich daran halten sollen.

Denn es sind keine schlechten Tipps und Regeln. Weiß Gott nicht.

 

Und es ist toll, wie umfänglich man sich heutzutage dies bezüglich informieren kann.

Zudem möchte ich mir Laie, dessen Buch bisher nicht veröffentlicht wurde, auch gar keine dezidierte Meinung anmaßen.

 

Aber ich denke Sie ahnen, ich tat nichts von alle dem, was man vielleicht oder vielleicht nicht hätte tun sollen.

Und im Endeffekt, dabei sei nun dahingestellt, ob mein Buch von der Welt da draußen als gut oder schlecht bewertet werden wird, war es auch gut so.

 

Auch wenn es im Nachhinein mich vor das ein oder andere Problem stellte.

Aber dazu später mehr in einem anderen Blogbeitrag.

 

Ich für meinen Teil, hämmerte einfach drauf los, also auf die Tastatur und schreib, wie mir der Schnabel gewachsen war/ist.

 

Nennen wir es rückblickend doch einfach organisches Wachstum einer Geschichte im absoluten Chaos der Kreativität und Unfähigkeit.

Doch warum finde ich das im Nachhinein gar nicht so übel?

 

Darüber habe ich tatsächlich einige Zeit nachdenken müssen und bin für mich zu folgenden Schlüssen gekommen.

 

Zum einem, als ich all das im später las und mir vorstellte, ich wäre so vorgegangen, dann, naja, ich weiß nicht, ob ich meine Geschichte geschrieben hätte.

 

Denn all diese Tipps fühlen sich in gewisser Weise wie ein Korsett an, welches das denken, den Entdeckergeist einschränkt.

Und das war ich.

Das bin ich.

Ein Entdecker meiner eigenen Geschichten.

 

Und zum anderen machte es mir einfach so Spaß.

Ich entschied mich zwar sehr schnell für eine Erzählperspektive, den Ich-Erzähler, jedoch nicht, weil ich darüber intensiv nachdachte, sondern weil mir das Schreiben so am einfachsten fiel.

Weil es sich richtig anfühlte.

Die ganze Zeit.

Dann kam mir etwas später überraschend die Idee, die Geschichte in zwei Handlungsstränge zu gliedern und dafür unterschiedliche Erzählperspektiven anzuwenden. Also einmal den Ich-Erzähler und dann wieder den übergeordneten Erzähler.

So liest sich nun jedes Kapitel etwas anders und ich bilde mir ein, dadurch eine gewisse Abwechslung geschaffen zu haben, sowie andere Blickwinkel für meine Leser*innen.

Und ich tat dies auch hier nicht, weil ich darüber nachdachte oder es plante, sondern weil es sich ab einem gewissen Zeitpunkt gut und richtig für mich anfühlte.

Es machte mir so einfach mehr Spaß.

 

Ich veränderte den Background meines Protagonisten und der anderen Charaktere bestimmt einige Male, einfach weil sich mit dem Fortschreiben neue Ideen einschlichen, an die ich vorher nicht gedacht hatte.

Ja, ich legte für meine Charakter-Papers an. Doch diese füllten sich quasi mit der Zeit von allein, weil ich einfach die Informationen nicht vergessen wollte.

Ich erschuf sie nicht in ihrem kompletten Umfang zu Beginn an.

Vielleicht wären einige Figuren gar nicht entstanden, wenn ich mir vorher einen versklavenden Plan zurechtgelegt hätte.

Denn einige von ihnen tauchten aus dem nichts auf, einfach weil sie plötzlich passten.

Andere verschwanden dagegen wieder völlig.

 

Und so verhielt es sich auch mit der Handlung.

Jeder Satz, jedes Kapitel führte zum Nächsten und brachte so neue Anforderungen, aber auch Erkenntnisse mit sich, die die Geschichte weiter trieben, aber auch rückwirkende Veränderungen verlangten.

Es war ein wilder Ritt und ich gestehe oft nicht leicht, den Überblick zu behalten.

Eines der Kernprobleme, wenn man keinen Plan hat.

Daher ich las meine Geschichte immer wieder durch, fand Logikfehler und passte alles an.

Mal im Großen, mal im Kleinen.

 

Das hatte natürlich zur Folge, dass ich neben dem Erleben der eben genannten und anderen Problematiken wahrscheinlich wesentlich länger gebraucht habe als eventuell andere.

 

Aber so kam es auch, dass ich, statt einem drögen Plan zu folgen, jedes Kapitel zu jedem Zeitpunkt mit Leidenschaft schrieb, denn wer konnte schon sagen, was mich im nächsten Absatz auf der nächsten Seite erwartete.

Und es war manchmal überwältigend, wenn eine frische Idee einen alten Knoten in meinem Hirn endlich zerschlug.

 

Natürlich weiß ich nicht, ob ich es immer so machen werde.

Sollte ich weiterschreiben.

Bei meinem zweiten Werk jedoch, welches unablässig nach Überarbeitung schreit, bin ich noch einmal so vorgegangen und es war nicht minder spannend.

 

Sicherlich bedeutet das nicht, dass ein so chaotisches Schreiben für jeden etwas ist.

Aber ich glaube, dass ein wenig Chaos niemals schaden kann und sich nicht sklavisch an alle Regeln und Tipps halten sollte.

 

Man muss selber für sich die Balance finden.

Jedenfalls ging es mir so.

Und da kommen wir auch schon zum wichtigsten Punkt - für sich!

 

Ich denke, man sollte eine Methode finden, mit der man selber am besten klar kommt und die einem vor allem nicht die Lust am Schreiben nimmt.

Denn ich glaube, wenn Sie etwas tun, was sie müssen, zum Beispiel ein Kapitel schreiben, weil sie diesen Punkt der Handlung laut Plan brauchen, aber keine Lust darauf haben, dann kann es nicht gut werden und raubt ihnen zudem das wichtigste bei allem.

 

Dem Spaß am Schreiben.

Den Grund, warum sie überhaupt angefangen haben.

 

Ich würde gern erfahren, wie Sie vorgegangen sind. Vielleicht kann ich ja noch was lernen.

Quatsch.

Ich hoffe sehr viel zu lernen.

Also schreiben Sie mir gerne.

 

In diesem Sinne,

 

qonwI'


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