Oh schau! Ein Eichhörnchen! - Oder: Die Qual mit der Überarbeitung


Irgendwann war es dann soweit. 

 

Es machte das letzte Mal klack auf meiner Tastatur.

 

Der letzte Satz war geschrieben, der letzte Punkt gesetzt.

 

Ich dachte wirklich, ich wäre fertig und staunte über mich selbst.

 

Ich ahnungsloser Depp.

 

Das dies noch lange nicht das Ende des Schreibprozesses war, war dann zurecht eine durchaus schmerzvolle Erkenntnis.

 

Aber erst einmal „Moin“ und „Willkommen zurück.“ Schön, dass Sie wieder da sind.

 

Ja, ich dachte wirklich, ich sei am Ende angekommen. 

Die Geschichte stand. 

Dem war ich mir sicher.

 

Wie lachhaft, rückblickend gesehen. 

 

Ich nahm mir ein, zwei Wochen frei um etwas runterzukommen und schwelgte in dem guten Gefühl ein Projekt zu ende gebracht zu haben.

Doch dann griff ich mir mein Werk und las es das erste Mal komplett durch. 

 

Und was soll ich sagen, ich verstand oft den Kerl nicht, der das da hingeschmiert hatte.

 

HA!

 

Von wegen fertig.

 

Immer wieder musste ich erkennen, dass einige Teile der Geschichte, einige Handlungsweisen meiner Charaktere gar nicht zusammenpassen wollten. Und das, obwohl ich schon vorher immer wieder die Geschichte angepasst und bearbeitet hatte.

 

Aber dies waren immer nur Teilstücke gewesen.

 

Wie die Story im gesamten funktionierte, ob sie überhaupt funktionierte, das sah ich erst jetzt. 

Bzw. sah ich, das es nicht so war.

Ganz klar eine Folge meiner chaotischen Schreibweise. 

Ich hatte wohl doch an der ein oder anderen Stelle den Überblick verloren.

 

Also begann ich meine Geschichte noch einmal komplett zu überarbeiten.

 

Einmal!?

 

Schön wäre es gewesen.

 

Ich musste es tatsächlich öfters tun, denn natürlich hatte ich mein Buch einigen Freunden und Verwandten zum Lesen gegeben und hatte mich schon auf ihr grandioses Feedback gefreut, welches, nun ja, nicht ganz so grandios war wie gehofft.

 

Also ging es wieder zurück an den Schreibtisch, und wieder und wieder. 

Dabei wollte ich mich schon längst einer neuen Geschichte widmen.

 

Ah!

 

Dennoch, an dieser Stelle ein Hoch und ein dickes Danke an all meine Testleser. 

Glauben Sie mir, so sehr manchmal das Feedback wehtun kann. Suchen Sie sich welche!

 

Denn wären diese nicht gewesen, ich wüsste nicht wie es heute aussehen würde. 

Warum?

Weil mit jedem Fehler, der aufgedeckt wurde, mit jedem Mal, das ich mich über mich selbst und meine Unfähigkeit ärgerte, mein Buch besser wurde. 

 

Storyelemente passten für meine Begriffe irgendwann einfach perfekt zusammen und der allseits beliebte rote Faden verlief nicht mehr krumm und schief, sondern erstreckte sich Pfeilgerade durch die gesamte Handlung.

 

Aber, und dies sei noch einmal betont, es war anstrengend und ich hätte mir durchaus besseres vorstellen können. 

 

Zugegebenermaßen erlag ich häufiger der Prokrastination, als es gut war und ließ mich nur allzu gerne ablenken. 

Denn so gern man auch seine Geschichte perfektionieren will, an der Hauptstory ändert sich zu diesem Zeitpunkt kaum noch etwas. Und mein Gehirn wurde regelrecht müde, immer wieder das Gleiche zu futtern zu bekommen. 

 

Es war dieser Zeitpunkt, an dem ich erkannte, dass Schreiben durchaus nicht nur Arbeit sein konnte, sondern auch eine sehr Nervende. 

 

Vor allem, wenn man wie ich mit einer Lese- und Rechtschreibschwäche gesegnet ist.

 

Stellen Sie es sich so vor:

 

Sie lesen einen Satz.

Korrigieren.

Dann lesen Sie wieder. 

Dann korrigieren Sie erneut. 

Und dann geben Sie es jemanden zum gegenlesen und dieser findet noch weitere 5 Fehler. 

 

Das kann unglaublich frustrierend sein.

Aber man ist umso stolzer, wenn man es dann doch mal geschafft hat.

 

Von daher, wenn Sie wirklich veröffentlichen möchten, so wie ich, dann ist das Geld für jemanden der Korrektur liest durchaus gut angelegt. 

Ja, ich weiß, nicht jeder hat das Geld dafür. 

Aber dennoch, Rechtschreibfehler sind einfach ein graus.

 

Hach ja, die Überarbeitung.

 

Sie raubt einen schon den letzten Nerv. 

 

Aber es muss sein. 

 

Kaum jemand ist so gut, ohne sie auszukommen. 

 

Selbst jemand wie George R. R. Martin hat Lektoren und Assistenten  an seiner Seite, die jedes Kapitel mit ihm zusammen immer und immer wieder durchgehen, damit es am Ende perfekt ist. 

Einer davon wurde zu einem der beiden Autoren die The Expanse schufen. 

Und auch hier waren sie zu zweit.

Also. 

 

Lassen Sie sich von der Überarbeitung nicht abschrecken. 

Nehmen Sie die Herausforderung an und ertragen Sie die Kritik. 

 

Sie werden es sich selber irgendwann danken.

 

Da bin ich sicher.

 

P.S. Einige Programme wie z.B. OneNote erlauben es, dass man sich einen Text vorlesen lassen kann. Ich kann nur raten es mal auszuprobieren. Es hilft ungemein.


In diesem Sinne,

qonwI‘


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