Schreiben, Familie, Job und das Problem mit der Obsession


Papa, kannst du mit mir spielen?" 

 

Schatz, bring doch bitte den Müll raus und der Rasen muss auch mal wieder gemäht werden." 
 

Herr …, heute müssen wir länger arbeiten.  

 

Ach verdammt, ich wollte doch auch endlich mal wieder Mass Effect spielen.  
 

Puh!  
 

Unser Leben ist echt vollgestopft mit Zeitfressern und  

manchmal wird man davon, was alles zu tun ist, geradezu erschlagen.  

 

Wie soll man es da nur schaffen, ein Buch auf den Bildschirm zu bringen?  
 

Ahhh! 

 

Aber erst einmal „Moin“ und „Willkommen zurück“. 

Schön, dass Sie wieder da sind.  
 

Tja, es ist schon nicht leicht.  
 

Jedenfalls war es das für mich nicht. 

Und ist es auch heute nicht nebenbei bemerkt. 

 

Was diesen Punkt angeht, beneide ich tatsächlich alleinstehende grummelige Einsiedler*innen oder Autor*innen, die das Schreiben beruflich betreiben und sich nicht nebenbei noch mit einem anderen Job rumschlagen müssen. (Und ja, ich bin froh einen zu haben der mir Spaß macht.) 
 

Mein Leben ist voll von: „Das ist alles noch zu tun, bevor‘s ins Bett geht.“  

 

Dennoch habe ich es trotzdem irgendwie geschafft, meine Geschichte fertigzustellen. 

Manchmal frage ich mich selber, wie das klappen konnte. Auch wenn es knapp anderthalb Jahre gedauert hat.  

Aber, wenn ich genau darüber nachdenke, kann ich es wohl auf zwei wesentliche Dinge reduzieren. 

 

 

Numero Uno:  

 

Ich rauche.  

 

Ja, verdrehen Sie nicht die Augen.  

Ich weiß, dass es schlecht ist und ich aufhören sollte. Dennoch hat mir das Rauchen auch das Schreiben ermöglicht. 

Oder besser, das Vorankommen. 

 

So dumm das auch klingen mag.  

 

Denn in jeder noch so kurzen Raucherpause öffnete ich meine Notizen-App und schrieb. 

Manchmal waren es nur Ideen, die mir spontan in den Sinn kamen und die ich nicht vergessen wollte.  

Aber oft schrieb ich einfach auch ein paar Sätze und Stück für Stück füllten sich so die Kapitel.  

Klar bedeutete dieses Vorgehen ein nachträgliches Übertragen in eine andere Datei, ein anderes Format und ein ständiges korrigieren. 

Wer einmal versucht hat, mit dem Handy einen längeren Text sauber zu schreiben, weiß, was ich meine.  

 

Doch auch das war wiederum hilfreich, da so schon einmal ein erster Überarbeitungsschritt erfolgte. (Leider bei Weitem nicht der Letzte.) 

 

 

Numero Due:  

 

Ich verzichtete!  
 

Oh nein, ich verzichtete nicht auf die Zeiten mit der Familie oder auf all die anderen Sachen, die der Alltag so mit sich brachte.  

Ich verzichtete darauf, den kleinen schmalen Zeitkorridor, welchen ich jeden Tag, für ein bisschen Zocken, Lesen oder Podcast hören hatte, mit diesen Ablenkungen auszufüllen und schrieb stattdessen.  

 

Das klingt vielleicht erst einmal nicht so schlimm.  

Immerhin tauschte ich nur ein Hobby gegen ein anderes.  

Aber das Schreiben wurde zu einer kleinen Obsession für mich und führte zeitweise dazu, dass ich kaum mehr was anderes machte, als zu arbeiten, mich um den Haushalt zu kümmern, die Kinder zu bespaßen und, nun ja, zu schreiben.  

Was dies mental und für das Schreiben an sich bedeutete, möchte ich gerne in einem weiteren Eintrag erläutern, allerdings muss ich gestehen, dass diese Fokussierung nicht nur einen gewissen Druck in mir aufbaute, sondern auch mit der Zeit zu einer Art Erschöpfung führte, die mir teilweise manchmal sogar den Spaß am Schreiben raubte.  

 

Es wurde über das Jahr hinweg so, als ob man jeden Tag Spaghetti aß - und ich liebe Spaghetti - dennoch auch mal Lust auf was anderes hatte, aber sich den Spaghetti einfach verpflichtet fühlte und nur diese weiter mampfte, auch wenn es bei Zeiten nicht mehr schmeckte.  
 

Zudem gestehe ich hier, dass meine liebste Gattin zeitweise doch schon reichlich genervt war.  

Denn auch Sie wollte zuweilen ein Stück von mir oder besser meiner Aufmerksamkeit. 

 

Erst in dieser Zeit oder besonders in dieser Zeit wurde mir bewusst, wie sehr der Alltag als Vater, Ehemann und erwerbstätige Person doch an einem zupft und zerrt. 

Immer will jemand etwas von einem oder das eigene Gemüt verlangt nach relativ sinnfreien Ablenkungen. Allein um auch mal runterzukommen. 

Man hat kaum eine Chance, Neues zu wagen, wenn man nicht bereit ist, Kompromisse einzugehen, auf bestimmte Dinge zu verzichten und noch mehr zu geben. 
 

Denn Schreiben ist, wie ich schon einmal beschrieb, durchaus geistige, anstrengende Arbeit. 

Egal wie viel Spaß man dabei hat. 

Es kann einen auslaugen und ermüden. 

 

Dem entsprechend kann ich jedem, der das Schreiben vor allem aus Spaß und nicht zum reinen Geldverdienen betreibt, nur raten: Schreiben Sie, so lange es sie erfreut. 

 

Aber gönnen Sie sich auch Pausen. 
 

Unbedingt. 
 

Allein schon um die eigenen Batterien wieder aufzuladen und ganz nebenbei, vielleicht auch um auf die eine oder andere neue Idee zu kommen. 

Denn keiner zwingt einen fertig zu werden außer die eigenen inneren Dämonen. 

Und das muss man irgendwann begreifen und lernen. 

Sonst wird man verrückt. 
 

Meine schlussendliche Lösung war es dann, mir feste Tage fürs Schreiben einzurichten aber auch diszipliniert an gewissen Tagen nicht zu schreiben. 

Quasi, nach Plan vorzugehen, so dass ich mir auch selbst wieder andere Aktivitäten gönnen konnte, ohne ein schlechtes Gewissen zu haben. 

 

Fassen wir also zusammen: 

 

Schreiben in der Freizeit kann, umso größer das Ziel ist im besten Falle die Veröffentlichung und Monetarisierung des eigenen Schaffens durchaus zur Last werden. 
 

Jedoch kann und sollte diese Last niemals die eigene Freude am Schreiben überwiegen. 

Denn ich verzichte auch heute nicht auf meine anderen Hobbys, weil ich es muss. 

Ich verzichte nicht auf meine persönliche Freizeit, weil mir keine andere Wahl bleibt. 

 

Ich verzichte, weil das, was mir das Schreiben gab und gibt, die Freude, dem Wachsen seiner eigenen Geschichte quasi zuzusehen, einfach alles aufwiegt.  

 

Und auch wenn meine Geschichte vielleicht niemals in den Handel kommt oder von irgendjemand anderen gelesen wird, so war doch jeder gesetzte Buchstabe diese Reise wert. 

 

Wie halten Sie es damit? Wie bringen Sie ihren Alltag und das Schreiben zusammen? Ich würde es gerne erfahren.  
 

In diesem Sinne, 

qonwI‘


Sie wollen mehr lesen? Bitte:

Kommentar schreiben

Kommentare: 0